27.02.2019 / Knud Wassermann

Hotspot der Digitalisierung

Die Hunkeler Innovation Days sind immer eine Reise Wert – so auch 2019. Die Veranstaltung hat sich in den letzten Jahren zum internationalen Hotspot für den Digitaldruck und alles, was es dazu braucht, um End-to-End-Workflows abzubilden, gemausert. Durch das überaus kompakte Veranstaltungsformat kann man sich sehr gut einen Überblick über die laufenden Entwicklungen verschaffen.

So viel vorweg: Revolutionen waren in Luzern keine zu sehen. Aber die Veranstaltung hat einmal mehr gezeigt, wie sich der Inkjetdruck über die Jahre hinweg immer weitere Anwendungen erobert hat. Nur noch ein Hersteller war mit einem tonerbasierten System in Luzern vertreten.
 
Wenn man sich vorstellt, wo der Inkjet-Druck in Farbe 1995 startete und wo wir heute stehen, ist das schon mehr als beeindruckend. Viele, vor allem die Hersteller, sind davon ausgegangen, dass die Marktdurchdringung schneller geht. Aber auch disruptive Technologien brauchen ihre Zeit. Jetzt, so scheint es, nimmt der Inkjetdruck in den nächsten Jahren richtig an Fahrt auf.
 
Vielversprechende Muster
Ursprünglich im reinen Transformationsdruck, drängt der Inkjetdruck mittlerweile sogar in Domänen des Offsetdrucks vor. Die Entwicklung bei den Tinten auf der einen und der Erweiterung des Papierspektrums auf der anderen Seite machen hier vieles möglich. Erklärtes Ziel ist es, über kurz oder lang auch gestrichene Papiere im Inkjet zu bedrucken. Die Muster, die dazu in Luzern unters Volk gebracht wurden, sind durchaus vielversprechend. Dass die Systeme immer schneller werden, muss nicht extra betont werden.
 
Interessant ist, dass der Inkjetdruck in den Bogenbereich vorstösst. Bogendruck-Systeme entwickeln nicht ganz so einen Appetit in punkto Druckvolumen, was dem Verfahren auch in kleineren Märkten früher oder später zum Durchbruch verhelfen sollte. Bogendruck-Systeme bringen auch gerade in Verbindung mit Inline-Finishing-Lösungen einen gewissen Charme mit, typische Digitaldruckanwendungen wie etwa Kleinauflagen äusserst effizient und flexibel zu produzieren. Canon etwa positioniert sich mit seiner Lösung zwischen dem tonerbasierten Digitaldruck und dem Offsetdruck und versichert, dass man bei Auflagen zwischen 300 bis 1300 Exemplare mit dem Inkjetdruck wirtschaftlich punkten könne.
 
«Mass Customization» ist machbar
Druck ist das eine, aber um die Vorteile der Individualisierung und Personalisierung des Digitaldrucks wirklich auszuschöpfen, braucht es passende Finishing-Lösungen. Und davon gab es eine ganze Menge in Luzern zu sehen. Insgesamt waren 40 Produktionslinien im Einsatz, die meisten davon in Kombination mit Inline-Finishing-Modulen.
 
Faszinierend ist wie etwa Bücher in Soft- oder Hardcover-Ausstattung vollkommen in Auflage 1 in einem industriellen Digitaldruckumfeld produziert werden können. Jedes Buch kann vom Inhalt, Umfang und Format vollkommen anders aussehen. Eine umfassende Integration und Vernetzung aller Module sorgen hier trotz aller Individualität für die notwendige Effizienz. Eine «Mass Customization» – die Anpassung eines Serienproduktes an die Bedürfnisse eines Kunden – ist aufgrund des Automatisierungsgrades keine Zukunftsmusik mehr.
 
Spannend war auch zu sehen, wie sich Lösungen zur Veredelung etwa in Form von Laser-Modulen in Produktionslinien integrieren lassen. Vor allem bei der Produktion von Mailings oder dem Sicherheitsdruck tun sich hier interessante Möglichkeiten auf, um die Attraktivität von Drucksachen zu steigern.

Klicken Sie hier für Foto-Impressionen vom Müller Martini-Stand an den Hunkeler Innovationdays in Luzern!

Technisch, das haben die Hunkeler Innovation Days einmal mehr gezeigt, ist heute mit integrierten Digitaldruck-Systemen und Finishing-Modulen vieles machbar. Weitaus wichtiger als die Technik ist jedoch die Entwicklung von entsprechenden Geschäftsmodellen. Bei der reinen Verlagerung vom Offset- auf den Inkjetdruck gehen die ureigensten Vorteile des Digitaldrucks verloren. Um der gedruckten Kommunikation in der Omni-Channel-Welt das notwendige Gehör zu verschaffen, benötigen wir eine Personalisierung und Individualisierung, die auf Papier festgehalten ist.
 
Lesen Sie morgen in unserem vierten Messe-Blog, welche Bedeutung der Schweizer Fachjournalist Paul Fischer den Hunkeler Innovationdays für die Schweizer Maschinenhersteller und Besucher beimisst.