22.10.2019 / Frank Baier

Mehr Wert für das Buch

Buch ist nicht gleich Buch, wenn man einen Blick in ein Buchhandlungsregal wirft. Druck-Weiterverarbeiter bringen das Printprodukt auf vielfältige Weise in Form.

Bezüglich der Ausführung und Ausstattung von Büchern beweisen die Herausgeber aus Industrie und Verlagen oftmals hohe Innovationsfreude, Kreativität und Kompetenz. Nicht ohne Grund: Bekanntlich lassen sich Editionen am «Point of Sale» am besten über das «Äussere», sprich über das Titel-Cover, verkaufen. 

Von der Stiftung Buchkunst jährlich ausgezeichnete Bücher (siehe Fotos) fallen hinsichtlich Experimenten bei der Gestaltung gegenüber den im stationären und Internet-Buchhandel erhältlichen Titeln positiv auf. Eins steht aber fest: «Äusserliche» Ausstattung, ob es ein Hardcover oder Softcover ist, welche Haptik das Material, welche Farbgebung und Veredelung der Einband hat, ist stets von Bedeutung. 


Top-10-Liste der Entwicklungen beim Buch 

 
  1. Erfolgreich sind oft Bücher und Broschuren, deren Inhalte, Typografie, Veredelung, Ausstattung und Format eine Einheit bilden. Beispielsweise werden Vorsatz und Nachsatz, Typo-Elemente und Lesebändchen im gleichen Farbton publiziert.

  2. Hardcover sind teurer und wirken hochwertiger, Softcover sind günstiger und wirken funktionaler. Indessen gilt die Klappenbroschur als Alternative, denn sie bietet für Informationen mehr Raum, zudem kann man auf ein Lesebändchen verzichten.

  3. Eingeführt von der Fotobuch-Branche, empfiehlt sich die Layflat-Klebebindung. Optimales Aufschlagverhalten ist beim plan liegenden, geöffneten Buchblock garantiert. Der Layflat-Effekt ist bei der Fadenheftung vergleichbar.

  4. Abgestimmt auf die ganzheitliche Gestaltung eines Buches, gilt eine «Bauchbinde» mitunter als «Eyecatcher». Derartige farbige oder transparente Banderolen als verkürztes Schutzumschlag-Format offerieren Raum für zusätzliche Information.

  5. Speziell im Belletristik-Genre, jedoch auch darüber hinaus, finden sich einzelne Titel und ganze Buchreihen, meistens Softcover-Bucheinbände mit mehrfarbig direkt bedrucktem Ganzleinen, die einen zusätzlichen Schutzumschlag überflüssig machen.

  6. Auffallend ist, dass runde anstelle von geraden Buchrücken bevorzugt werden. Damit liegt das Buch bei der Lektüre auch angenehmer in der Hand. Abgerundete Ecken der Buchdecke sind eher im Papeterie-Sortiment etwa bei Notizbüchern verbreitet.

  7. Häufiger haben Bücher einen Farbschnitt. Bislang von Bibeln durch den Goldschnitt bekannt, enthalten Werke diverser Genres einen Farbschnitt, teilweise sogar mit Halbton-Motiven, der manchmal passend vom Design in die Buchdecke «überläuft».

  8. Zusehends enthalten Hardcover-Bücher mindestens ein eigenes, im Buchblock integriertes Lesebändchen. Extra-Lesezeichen braucht man also nicht. Idealerweise erscheinen Lesebändchen nebst Kapitalband und Vorsatzpapier in derselben Farbgebung.

  9. «Experimente», beispielsweise in Form von Zwillings- oder Doppelbüchern, Innenstanzungen auf dem Buchdecken-Titel oder offengelegten Fadenheftungen mit farbigem Buchzwirn, finden ihren Einsatz etwa bei Geschäftsberichten, Architektur- und Kunstbüchern.

  10. Buchschuber sollen mehrteilige Werke oder Buchreihen etwa aus der Belletristik aufbewahren und schützen. Einheitliche Buchschuber- und Buchrücken-Gestaltung kann das schlüssige Designkonzept des gesamten Buchprojektes unterstreichen.


Ihr
Frank Baier
Chefredakteur «Bindereport»