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27.04.2021 / Adrian Mayr

Die drupa hat sich nicht überlebt, aber sie muss sich neu erfinden

Die viertägige virtual.drupa 2021 ist Geschichte. «Ich finde es gut, dass dieses Experiment gewagt worden ist. Denn es ist wichtig, dass unsere Branche Präsenz markiert und nicht vergessen geht», sagt Adrian Mayr. Welche Gedanken sich der Leiter Produkt Management & Corporate Marketing bei Müller Martini zur drupa 2024 macht, verrät er Ihnen im folgenden Blog.
 
Natürlich hat die virtual.drupa 2021 nicht annähernd den Stellenwert einer richtigen drupa. Das sieht man ja schon bei der Zahl teilnehmender Hersteller. Waren vor fünf Jahren über 1800 Firmen in Düsseldorf vertreten, so machten bei der virtuellen Messe knapp über 200 mit.
 
Und dennoch: Ich finde es gut, dass das Experiment virtual.drupa 2021 gewagt worden ist – sowohl aus Sicht der drupa als auch aus Sicht eines Maschinenherstellers. Denn es ist wichtig, dass unsere Branche Präsenz markiert und nicht vergessen geht. Deshalb war für uns von Anfang an klar, dass wir auf dieser virtuellen Messe vertreten sein wollten. Zum einen war die drupa für Müller Martini schon immer wichtig. Und zum andern wollten wir den Stellenwert der immer noch oft unterschätzten Druckweiterverarbeitung hervorheben.
 
Sie bekommt nicht nur in der komplexen Produktionskette des Digitaldrucks eine zunehmende Bedeutung, sondern spielt ihre Stärken – Stichworte Haptik und Veredelung – auch in der klassischen Buchproduktion aus. Was wir übrigens auch in unseren Märkten sehen, verzeichnen doch viele unserer Kunden gerade bei der Herstellung von Hardcover-Büchern hohe Zuwachsraten.
 
Für mich hatte die virtual.drupa einen besonderen Stellenwert
Nun gibt es ja seit Ausbruch der Corona-Pandemie vor etwas mehr als einem Jahr unzählige Online-Veranstaltungen. Rolf Steiner, Geschäftsführer unseres Kunden Vogt-Schild Druck AG sprach in seinem interessanten Blog von letzter Woche etwas überspitzt formuliert von einem «Overkill». Und es geht Ihnen sicher so wie mir: Es vergeht kaum ein Tag, an dem ich nicht an einem Branchen-Webinar teilnehmen könnte. Trotzdem hatte die virtual.drupa für mich einen besonderen Stellenwert. Und zwar aus drei Gründen.
 
Erstens wirkt der Brand drupa als Magnet und strahlt Internationalität aus, während viele Webinar-Angebote – nur schon aus sprachlichen Gründen – eher regionalen Charakter haben. Zweitens deckte die virtual.drupa 2021 die ganze Palette der grafischen Industrie ab, während sich Online-Webinare meist auf einen bestimmten Themenkreis beschränken. Und drittens bot uns die virtual.drupa 2021 die Möglichkeit, einen grossen Teil unseres Maschinenportfolios einerseits direkt auf der Website der virtual.drupa 2021 und als Ergänzung dazu in unserem Online-Showroom zu präsentieren.
 
Verheissungsvoller Auftakt
Ich hoffe natürlich, dass möglichst viele (potenzielle) Kunden die Möglichkeit genutzt haben, Müller Martini an der virtual.drupa 2021 zu besuchen. Die detaillierten Traffic-Zahlen liegen mir zwar ebenso wie die Besucher-Leads noch nicht vor, der Auftakt war jedoch schon mal verheissungsvoll. Am Eröffnungstag lagen die Klickzahlen unserer Website, über die viele zu unserem Auftritt einstiegen, so hoch wie seit einem Monat nicht mehr. Und ich bekam schon an den beiden ersten Messetagen ein paar konkrete Anfragen. Unsere Web-Session «Müller Martini: Your strong partner – driving the digital transformation in print finishing» von Volker Leonhardt, Group Management und Head of Global Sales, und Georg Riva, Head of Sales, hätte allerdings, wenn ich ehrlich bin, etwas mehr Teilnehmer verdient.
 
Sobald wir von der drupa-Organisation die Leads bekommen haben, treten wir mit den Kunden – und solchen, die es hoffentlich bald werden – in direkten Kontakt. Ich bin insbesondere gespannt, wie viele Leute, die wir bisher nicht kennen, darunter sind. Offen gesagt, sind meine Erwartungen diesbezüglich aber – im Gegensatz zu einer richtigen drupa – nicht allzu hoch. Denn an der virtual.drupa 2021 waren leider einige namhafte Hersteller von Digitaldruckmaschinen nicht präsent. Ich finde das schade, denn gerade in diesem Segment ist Müller Martini mit seinen Finishing 4.0-Lösungen ja Marktleader.
 
Lösungen und Businessmodelle aufzeigen
Insofern hoffe ich, 2024 wieder an einer richtigen drupa teilnehmen zu können. Es wäre dies meine vierte nach 2008, 2012 und 2016. Zwar hört man gelegentlich, solch grosse Messen seien nicht mehr zeitgemäss – erst recht in einer nicht mehr boomenden Branche wie der unseren. Sie seien zu teuer für die Anbieter und für die teils von weit anreisenden Besucher. Ich glaube jedoch nicht, dass sich die drupa überlebt hat. Aber sie muss sich neu erfinden – und da spielen die Aussteller zweifelsohne auch eine wichtige Rolle.
 
Denn der riesige Aufwand ist für viele Maschinenhersteller nicht mehr stemmbar. Deshalb sind in Zukunft nicht mehr grosse Standflächen mit einem imposanten Maschinenpark gefragt, sondern Top-Innovationen, das Aufzeigen von Lösungen für attraktive Endprodukte und neue Businessmodelle, mit denen wir nicht nur Druckereien und Buchbindereien, sondern auch andere Segmente wie Verlage oder Agenturen ansprechen. Kurz: Wir wollen mit weniger Einsatz von Mitteln einen vergleichbaren Effekt erzielen.
 
Die sozialen Komponenten als drupa-Erfolgsfaktor
Klar jedoch ist: Unser Stand wird Ihnen auch in Zukunft einen Mehrwehrt bieten. Wie unser drupa-Format 2024 aussehen wird und ob wir auf dem Stand beispielsweise auch virtuelle Elemente wie Live-Schaltungen in unsere Training Center haben werden, kann ich Ihnen jetzt aber noch nicht sagen. Eines hingegen weiss ich mit Bestimmtheit: Ich freue mich heute schon auf den direkten Kontakt mit Ihnen. Denn die soziale Komponente, all die formellen und informellen Gespräche auf dem Stand und beim Abendessen, sind ein wesentlicher Erfolgsfaktor der drupa als Marktplatz für unsere Branche im Allgemeinen und zur Stärkung unserer Firmenmarke.
 
Webinare sind eine eindimensionale Angelegenheit, Messen ermöglichen jedoch eine bidirektionale Kommunikation. Oder wie es Rolf Steiner in seinem Blog sagte: «Ich will die Leute lieber live sehen, denn der Mensch ist analog – und die grafische Industrie ist wie eine grosse Familie in einer kleinen Welt.» Das sehe ich genauso und freue ich mich in diesem Sinne heute schon auf ein Wiedersehen mit Ihnen im Frühling 2024 in Düsseldorf!
 
Ihr
Adrian Mayr
Leiter Produkt Management & Corporate Marketing Müller Martini