Diese repräsentative Veredelung des physischen Buchobjekts fällt auf: der Buchfarbschnitt oder Buchkantendruck als „alte“ und neue Form.
Auch beim Konsum- und Kulturgut Buch sind allein schon Optik, Farbe und Design wichtige Verkaufsargumente am „Point of Sale“. Viele Kreative aus der Druck- und Medienbranche stellen sich seit langem der Herausforderung, wie sich die klassische Buchgestaltung mit innovativen Ausdrucksweisen erneuern lässt. Natürlich ist Grafikdesignern und Typografen, Mediengestaltern und Verlagsherstellern bewusst, dass es sich hierbei grundsätzlich um definierte geometrische Formen wie Ecken und Kanten, Seiten und Flächen handelt. Wiederum schienen die vielen Möglichkeiten der „Verzierung“ von Print-Publikationen in den vergangenen Jahren wohl weitestgehend ausgereizt. Veredelung von Hardcover und Softcover diverser Genres beschränkt sich heute nicht nur auf Umschlag, Buchdecke und Buchrücken. Zugunsten einer weiteren optischen Aufwertung lassen sich Buchschnittkanten nach dem Buchblockbeschnitt beliebig bedrucken. Schon seit über fünf Jahren verbreitet sich diese attraktive Veredelung auffallend – auch dank des Digital-Inkjetdrucks in der Printprodukt-Welt.
Verbreitete Veredelung
Streifzüge durch historische Bibliotheken offenbaren: Tatsächlich ist der Buchfarbschnitt keine neue Erfindung. Bibelausgaben im Ledereinband mit Goldschnitt gehören seit jeher zu den besonders wertvollen Publikationen. Selbst der Besuch einer modernen Buchhandlung zeigt heute: Indessen sind auch Farbenvarianten filigraner Ornamentmuster auf Editionen von Romanreihen wieder verbreitet. Seien es farbige Flächen und Verläufe, typografische Elemente und Schriftzüge, filigrane Abbildungen, subtile Muster, optisch von der Buchdecke auf die Buchkante randlos umlaufende Bilder oder Fotos: Farbenfroh ausgestattete Werke finden sich in Belletristik und Unterhaltung, den Bereichen Sachbuch und Fachbuch sowie Kunstbuch, bei Corporate-Publishing-Editionen und im Papeterie-Notizbuch-Sortiment. Herausgeber und Verleger von Print-Publikationen sollten jedoch nicht nur eine schlüssige Gestaltung von Umschlag bzw. Buchdecke und Buchblock festlegen, sondern den Workflow in der richtigen Reihenfolge vor Produktionsbeginn rechtzeitig mit den beauftragten Dienstleistern abstimmen.
Letztendlich können Hardcover und Softcover mit Buchkantendruck eine positive Stimmung erzeugen, in Kombination von Farbgebung und 3D-Faszination sowohl Auftraggeber als auch Konsumenten begeistern. Einzelne Druckereibetriebe, Papierverarbeiter und Buchbindereien nutzen Maschinen der Marke „Eigenbau“. Wesentlich häufiger kommen Systeme von
Durrer aus Immensee,
Ochsner aus Schmerikon oder
Schmedt aus Hamburg auf der Basis von Inkjetdruck-Einheiten zur Anwendung.
Faszinierende Technologien
Besonders auffällig werden Buchobjekte mit glänzenden, schimmernden und leuchtenden Applikationen aufgewertet. Sonderfarben sowie Tages- und Nachtleuchtfarben können beim gespritzten und UV-Buchfarbschnitt zum Einsatz kommen. Mit dem gespritzten Buchfarbschnitt gemäss entsprechender Farbvorlage oder Pantone-Farbangabe steht eine günstige Veredelung zur Verfügung. Beim Folienschnitt werden Folien in diversen Farben verwendet: in Gold oder Silber, Metallic-Varianten wie z.B. Kupfer, Rot oder Blau, auch Hologramm- bzw. Diffraktions-Folien. Folienschnitt kann zudem mit einer Punzierung versehen werden – einer attraktiven Dekoration von Goldschnitten. „Eyecatcher“ ist z.B. der UV-Buchfarbschnitt in Kombination mit gerundeten Buchecken in Gold. Faszinierend wirkt der unterlegte Vorderschnitt, bei dem ein Bild zu sehen ist, wenn das Buch aufgeschlagen wird – Kombination von Folienschnitt und Digitaldruck.
Verschiedenste Dienstleister aus der Printmedia-Branche wie industrielle Druckereibetriebe und Buchbindereien haben sich in ihrem Portfolio dem Buchfarbschnitt als Besonderheit der Veredelung verschrieben. Handwerklich sorgen z.B. die
Buchbinderei Richard Mayer aus Esslingen am Neckar oder die Buchbinderei
Steinbrener in Schärding und Neuhaus am Inn für eine hohe Aufmerksamkeit.
Frank Baier
Chefredaktion bindereport