10.01.2022 / Frank Baier

Daheim zurück zur Lektüre

Wenn Ausgangs-, Kontakt- und Reisebeschränkungen gelten, gibt es in der Freizeit immer noch Bücher. Heute steht für vier von zehn Personen seit Beginn der Corona-Pandemie dann eher die Lektüre im Fokus. 

Offenbar gilt jetzt das Motto: daheim zurück zur Lektüre. Klassische Bücher haben in Corona-Zeiten an Beliebtheit gewonnen: Aktuell lesen 84 Prozent der Deutschen hin und wieder gedruckte Bücher – 5 Prozent mehr als vor zwei Jahren. Natürlich gilt auch eine Tatsache: Wer regelmässig liest, hat seit Beginn der Corona-Pandemie häufiger zu Literaturangeboten gegriffen. 

Demnach lesen 41 Prozent deutlich mehr oder eher mehr, 45 Prozent haben ihr Leseverhalten nicht geändert. Lediglich jede zehnte Person hat angegeben, eher oder deutlich weniger auf Literatur zuzugreifen. Diese Ergebnisse einer repräsentativen Befragung, realisiert im September 2021 im Auftrag des Verbandes der Digitalwirtschaft Bitkom, unter 1000 Menschen in Deutschland ab 16 Jahren, wurden im Umfeld der Frankfurter Buchmesse publiziert.

Zuwachs bei Comics, Kochbüchern, Ratgebern, Esoterik
Mehrere Literaturgenres haben sich im abgelaufenen Jahr in diversen Regionen der Welt besonders gut entwickelt. Eine Sonderauswertung von GfK Entertainment – Basis sind Verkaufsdaten für acht Regionen bzw. Staaten im Zeitraum Januar bis September 2021 – zeigt: Aufgrund teilweisen Wachstums ist zumindest wieder ansatzweise Optimismus im Buchmarkt berechtigt.

Deutliche Zuwächse verzeichnet das Comic-Buch-Segment. Gerade die so genannten Mangas und Manhwas konnten in Frankreich, Spanien, der Schweiz sowie im belgischen Wallonien ihre Umsätze mehr als verdoppeln. Gleichwohl wurden in Portugal sogar fast dreimal so viele japanische bzw. südkoreanische Comics wie im Vorjahres-Zeitraum abgesetzt.

Beliebte Kochücher
Während der Corona-Pandemie haben viele Menschen – oftmals dank regionaler Autoren – ihre Leidenschaft zum Kochen (wieder-)entdeckt. Denn zweistellige Wachstumsraten für die Essen-und-Trinken-Warengruppe besonders in Italien (+24 Prozent), Spanien (+22 Prozent) und der Schweiz (+20 Prozent) sprechen für sich. Kochbücher kamen in Frankreich und im belgischen Wallonien sogar auf ein Wachstum von 48 bzw. 74 Prozent.

Ratgeber erfreuen sich momentan steigender Resonanz – speziell zu den Themen Lifestyle und persönliche Entwicklung (+48 Prozent in Frankreich, +25 Prozent in den Niederlanden), Finanzen (+25 Prozent in Italien) und Gesundheit (+31 Prozent in Brasilien, +24 Prozent in Portugal).

Als vergleichsweise kleines Literaturgenre ist der Esoterik-Markt bislang grösster Gewinner im Jahr 2021. Zugewinne von 73 Prozent (Wallonien) bzw. 60 Prozent (Frankreich) sowie 40 Prozent (Brasilien) lassen selbst Experten erstaunen. Die Statistik weist auch ein Wachstum in Flandern (+29 Prozent), der Schweiz (+20 Prozent) und den Niederlanden (+19 Prozent) auf. 

Rückgänge bei Reiseführern und Lehrbüchern 
Besonders hart von der Corona-Pandemie betroffen ist die Reisebranche – mit direkten Auswirkungen auf das Reisebuch. Während die Rückgänge im Jahr 2020 beispielsweise in Frankreich noch bei 44 Prozent lagen, wurde in den ersten drei Quartalen 2021 ein Plus von 8 Prozent erzielt. Jedoch verzeichnen die Reiseführer weiterhin rote Zahlen (–6 Prozent), genauso wie in der Schweiz (–13 Prozent) und Flandern (–6 Prozent). 

Studierende und Lehrende an Hochschulen in Deutschland kaufen derweil immer weniger Lehrbücher und Studienbücher. Grund für den (Umsatz- und Absatz-)Rückgang in den letzten drei Jahren ist die Ausweitung lizenzfreier Nutzungen von Werkauszügen durch das deutsche Urheberrechts-Wissensgesellschaftsgesetz. Dieses Ergebnis geht auf ein Lehrbuch-Monitoring zurück, erstellt von Verlagsberater Dr. Bertram Salzmann im Auftrag des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels auf Basis des Handelspanels MC Metis Buch von Media Control. Bereits seit dem Jahr 2003, als erste kostenfreie Nutzungen von Werkauszügen möglich wurden, gingen die Umsätze mit Lehrmedien deutlich zurück – laut Angaben von Marktteilnehmern um bis zu 30 Prozent. 

Ihr
Frank Baier 
Chefredakteur «Bindereport»

Lesen Sie in diesem Blog, wie sich der amerikanische Buchmarkt in jüngerer Zeit entwickelt hat…

…und in diesem Blog, warum Kochbücher so beliebt sind.

 
10.01.2022 Frank Baier Chefredakteur «Bindereport»