19.06.2024 / Frank Baier

Lektüre von Print stärken!

Lektüre von Büchern in gedruckter Form führt gerade bei heranwachsenden Menschen in der Schule zu einem höheren Bildungsniveau als die von Büchern in digitaler Version.

Neuen internationalen Forschungen im Bildungsbereich zufolge, unterstützt das Lesen von Printprodukten die vertiefte Lektüre besser. Auf die Ergebnisse der PISA-Studie 2022 hat Intergraf eine Erklärung abgegeben, in der die hohe Bedeutung der Beibehaltung von Print-Materialien im Unterricht betont wird. Ein näherer Blick in die OECD-Staaten zeigt bedenkliche Details auf: Momentan werden 26 Prozent der dortigen Schüler als leistungsschwach im Lesen eingestuft. Zudem gingen die Lektürefähigkeiten in jenem Wirtschaftsraum um zehn Prozent zurück. Wiederum haben sich die Leseleistungen bereits vor der Corona-Pandemie verringert. Während die meisten Länder Europas um den OECD-Durchschnitt herum liegen, befindet sich z.B. die Schweiz deutlich darüber, und die Leseleistungen in Deutschland gingen rapide zurück.

 
Besseres Lesen mit (Print-) Büchern

Gemäss der Studie ist die massvolle Nutzung digitaler Geräte mit besseren Lernleistungen verbunden, während übermässige Nutzung oder Missbrauch mit schlechteren schulischen Ergebnissen einher gingen. Danach sind digitale Umgebungen weniger geeignet, ein tiefes Verständnis zu fördern, während das Lesen auf Papier in Situationen gefragter höherer geistiger Anstrengung einen grösseren Vorteil bietet. Offenbar empfinden 45 Prozent der Schüler ohne ihre digitalen Geräte Angst, was sich auf Lebensbalance und Stressresistenz auswirkt. Prof. Anne Manger von der Fakultät für Kunst und Bildung an der Universität Stavanger in Norwegen sieht einen eindeutigen Zusammenhang zwischen dem Lesen langer, linearer Texte in Print-Version und besseren Lektürefähigkeiten im Vergleich zum Lesen am Bildschirm. Lektüre am Bildschirm führt eher zu schneller, oberflächlicher Informationsverarbeitung, und das Lesen in gedruckter Form unterstützt das vertiefte Lesen besser, speziell bei längeren und komplexeren Texten.
Intergraf unterstützt nachdrücklich die jüngste Bildungsinitiative Schwedens, den Fokus in der Bildung von digitalen Geräten auf gedruckte Bücher zu verlagern. Weil sie klare Vorteile bei Konzentration, Verständnis, beim Behalten und Entwickeln tiefgreifender Lesefähigkeiten bieten, müssten (Print-) Bücher als integraler und dauerhafter Bestandteil der schulischen Bildung anerkannt werden.
 
Problematik der Bildung in Deutschland
Inzwischen hat ein Viertel der 15-Jährigen in Deutschland beim Lesen Defizite; das Ergebnis geht Hand in Hand mit der IGLU-Studie (Internationale Grundschul-Lese-Untersuchung) 2023, nach der aktuell jedes vierte Kind beim Absolvieren der Grundschule nicht sinnentnehmend Texte erfassen und verstehen kann. Peter Kraus vom Cleff, Hauptgeschäftsführer des Börsenvereins des Deutschen Buchhandels: „Wer nicht lesen kann, ist auch nicht in der Lage, eine Textaufgabe in Mathematik zu lösen oder einen naturwissenschaftlichen Versuch zu dokumentieren. Damit Menschen den Zugang zu gesellschaftlicher und wirtschaftlicher Teilhabe erhalten, brauchen wir eine wirksame Leseförderung von klein auf. Lesekompetenz ist nicht nur grundlegend für den individuellen Lebensweg, sondern für unsere gesamte Demokratie.“
Gegenwärtig engagiert sich der Börsenverein in vielen Projekten für die Verbesserung der Lesekompetenz. Im Rahmen des „Nationalen Lesepakts“, einer Initiative von Börsenverein und Stiftung Lesen mit über 180 Partnern, ist derzeit ein Modell systematischer, bundesweiter Sprach-, Lese- und Literalitätsförderung in Arbeit. Ausserdem unterstützt der Verband eine Initiative bei der Forderung zur Einberufung eines Nationalen Bildungsgipfels.
 
Frank Baier
Chefredaktion bindereport
 
19.06.2024 Frank Baier Chefredakteur «Bindereport»