Andi 4.0 – willkommen in der neuen digitalen Druck-Welt!

11.04.2017

Weltpremiere im niederländischen Maastricht: Weil digitale On-demand-Produkte immer mehr an Bedeutung gewinnen, vertraut Andi Druk neu auf eine Inline-Verbundlösung mit einer Farb-Digitaldruckmaschine von Canon und drei Weiterverarbeitungs-Systemen von Müller Martini.

«Papier ist tot? – Hahaha, vergiss es!» Wer Andi Druk besucht, bekommt schon im Empfangsbereich mittels eines Slogans auf einem grossem Poster mit einer Prise feinen holländischen Humors vermittelt, dass er in eine andere, in eine neue grafische Welt eintritt.

Tatsächlich vollzog Andi Druk vor wenigen Monaten einen seiner wichtigsten Schritte in der 90-jährigen Firmengeschichte. «Wir waren zwar schon immer ein innovatives Unternehmen und haben bereits 2004 unsere erste digitale Bogendruckmaschine in Betrieb genommen», sagen Frits Keulen und Dave Kremer. «Doch jetzt haben sich erstens die Geschwindigkeit und Qualität der Inkjet-Druckmaschinen erhöht. Zweitens ermöglichen Inline-Anbindungen an die Weiterverarbeitungs-Systeme einen durchgehenden Workflow. Drittens werden Shortrun-Druckprodukte immer variabler und personalisierter.»

Das Andi-Team mit den beiden Co-Besitzern Frits Keulen (Vierter von links) und Dave Kremer (Zweiter von links) sowie Enno Smid (ganz rechts), Sales Manager Müller Martini Benelux.

Die letzte drupa im Allgemeinen und Müller Martini mit seinem komplett vernetzten Maschinenpark im Besonderen («so wollen wir uns auch präsentieren») haben laut den beiden Besitzern und Direktoren «gezeigt, wo unsere Branche hingeht. Zudem spüren wir nach Jahren der Unsicherheit eine Aufbruchsstimmung, weshalb wir gefunden haben, jetzt sei die Zeit reif für Investitionen in die Zukunft – reif für Andi 4.0.»

Nach einer umfangreichen Evaluation, in die ein siebenköpfiges Team involviert war, entschied sich die 50 Mitarbeiter beschäftigende Andi Druk in der digitalen Softcover- und Sammelheftproduktion für eine Inline-Verbundlösung, die in dieser Konfiguration eine Weltpremiere ist. Sie besteht aus einer digitalen Inkjet-Rollendruckmaschine Océ ColorStream 3900 von Canon, die in vier Geschwindigkeitsstufen (48/75/100/127 Meter pro Minute) druckt, sowie aus einer digitalen Inline-Buchblock-Produktionslinie SigmaLine, einem Inline-Klebebinder Vareo und einem Inline-Sammelhefter Presto II Digital (siehe Kasten).

Dass die Wahl auf ein Komplett-System von Müller Martini fiel, hat laut Betriebsleiter Frank Alofs zum einen damit zu tun, «dass Müller Martini unser langjähriger Weiterverarbeitungs-Partner und erfolgreich auf dem Gebiet neuer, digitaler Lösungen ist.» Zum andern war Connex ein wichtiges Argument, sind doch nicht nur die drei Müller Martini-Systeme, sondern auch die Druckmaschine in das variable Daten- und Prozessmanagement-System Connex integriert. «Die Maschinen müssen miteinander kommunizieren können. Deshalb ist das Workflow-System, ohne das es keine Automatisierung gäbe, genauso wichtig wie die einzelnen Anlagen – erst recht für unsere medizinischen Produkte. Denn bei diesen dürfen wir uns keinen einzigen Fehler erlauben», betont Frank Alofs.

Die Medizinalbranche ist neben Regierungsstellen, Bildungsstätten, dem Gesundheitswesen, dem Kunstbereich und verschiedenen anderen Industriezweigen Andi Druks wichtigster – und laufend grösser werdender – Kundenstamm. Produziert werden Magazine, Bücher, Manuals, Gebrauchsanleitungen und Broschüren im Auflagensegment von 50 bis 10 000 Exemplaren. Oft handelt es sich dabei um verschiedene Versionen des gleichen Titels mit bis zu 25 verschiedenen Sprachen.

Aktuell halten sich bei Andi Druk, die mittlerweile über eine digitale Rollen- und drei digitale Bogendruckmaschinen verfügt, Offset- und Digital-Jobs noch die Waage. Frits Keulen geht jedoch davon aus, dass sich die Digital-Jobs in drei bis fünf Jahren Richtung 75-Prozent-Grenze verschieben werden. Zum Vergleich: Vor drei Jahren betrug dieser Anteil am gesamten Druckvolumen von Andi noch 25 Prozent.

Die Aufträge werden ausnahmslos on demand erledigt – nicht selten innerhalb von gerademal zwei Stunden. «Wer mit Daten umgehen kann, dem gehört die Zukunft», unterstreicht Frits Keulen eine wichtige Komponente der Firmenphilosophie. Zwar bestellen mittlerweile 80 Prozent der Kunden übers Portal. «Trotzdem stehen wir – getreu dem Motto ‚Know your customer behind the portal‘ – jederzeit mit ihnen in persönlichem Kontakt», so Frits Keulen. «Denn wir bieten keine Standard-, sondern individuelle Lösungen an. Dazu gehört auch, dass wir die Lagerbestände einzelner Kunden selber betreuen. Hierfür bekommen wir jeweils automatische Benachrichtigungen.»

Von der SigmaLine gelangt das Papier in den Klebebinder Vareo oder in den Sammelhefter Presto II Digital (im Bild).

Finishing 4.0 vom Feinsten

Von der Rolle bis zum finalen Produkt, barcode-gesteuert, berührungslos. So produziert Andi Druk mit seinem neuen Inline-Verbundsystem «Unsere innovative Lösung macht uns einmalig in den Niederlanden – ja in ganz Westeuropa», sagen die beiden Firmenbesitzer Frits Keulen und Dave Kremer nicht ohne Stolz.

Von der Océ ColorStream 3900 gelangt die Papierbahn in den SigmaFolder, in dem die Papierbahn zu einzelnen Signaturen verarbeitet wird.

Danach werden die gefalzten Bogen entweder im SigmaCollator zu Buchblöcken gesammelt, und der Transport der Buchblöcke erfolgt inline über ein Band zu einem Klebebinder Vareo mit automatischer Beschickung, PUR-Düse (PUR-Bindung ist in einigen Ländern, die Andi Druk verstärkt bearbeiten will, vorgeschrieben), Leimauftragskontrolle, Barcode-Matching (damit Buchblock und Umschlag perfekt zusammenpassen), Kühlstrecke und ebenfalls über ein Band zum direkt angebundenem Dreischneider Granit.

Oder aber die Papierbahn wird im SigmaFolder zu Signaturen verarbeitet und gelangt via einen Schrägrollentisch und Durchlauffalzer zum ausschliesslich für digital gedruckte Produkte verwendeten Sammelhefter Presto II Digital mit Umschlagfalzanleger.

Müller Martini sorgt mit den drei Anlagen dank Integration des Daten- und Prozessmanagement-System Connex für einen durchgängigen, berührungslosen Weiterverarbeitungs-Workflow ganz im Sinne des drupa-Leitmotivs Finishing 4.0.

Bedient wird die ganze Linie von einem einzigen Maschinenführer. Dazu kommen zwei für die Verpackung zuständige Mitarbeiter. «Früher brauchten wir für diesen Produktionsprozess fünf bis sechs Leute», sagt Betriebsleiter Frank Alofs. «das erhöhte natürlich auch die Fehlerquellen. Heute ist dank barcode-gesteuertem, berührungslosem Workflow nicht nur alles fehlerfrei, sondern auch just in time. Und alle Aufträge werden exemplargenau ausgeliefert. Wer 100 Broschüren bestellt, bekommt auch 100.»