20.01.2021

Mit einem Dreischneider-Upgrade die Produktivität erhöhen

Der skandinavische Buchproduzent ScandBook rüstet an seinem Standort Klaipeda in Litauen den bestehenden Klebebinder Corona C12 von Müller Martini mit einem Dreischneider Orbit auf, der einen in die Jahre gekommenen Zenith ersetzt. Wir sprachen mit Geschäftsführer Paulius Juška über die Herausforderungen, denen sich ScandBook stellt, und welchen Einfluss diese auf anstehende Investitionen haben.

ScandBook ist ein führender und unabhängiger Partner für Buchverlage mit Sitz in Schweden und einer Produktionsstätte in Litauen. Dort stehen neben drei Klebebindern Bolero, Corona und KM 412 auch zwei Hardcover-Buchlinien BF 512 and BF 530 im Einsatz. Das Unternehmen versucht zum einen, die Kostenführerschaft bei der Produktion von Softcover- und Hardcover-Büchern auf dem europäischen Buchmarkt zu übernehmen und zum anderen das Thema Nachhaltigkeit in alle Bereiche der Produktion zu implementieren. Die geografisch gute Positionierung in Bezug auf Lieferanten und Kunden ermöglicht ScandBook kurze Durchlaufzeiten und niedrige Logistikkosten.

 
Wie reagieren Sie auf die Corona-Krise, und hat sich Ihre Strategie dadurch geändert?
 
Paulius Juška: Die Corona-Krise hat eine globale Auswirkung auf die Weltwirtschaft. Führende Think Tanks versuchen, die Auswirkungen abzuschätzen und Gegenmassnahmen vorzuschlagen, um die langfristigen Folgen für das Leben der Menschen und den einzelnen Volkswirtschaften zu mildern. ScandBook hat früh genug erkannt, welchen potenziellen Schaden die Ausbreitung des Virus anrichten kann – lokal innerhalb unserer Druckerei und regional mit den Veränderungen in den Präferenzen unserer Kunden und der möglichen Unterbrechungen der Logistikketten. Wir waren mit internen Regelungen und Massnahmen zum Schutz unserer Mitarbeiter gut vorbereitet. Im Lager hatten wir einen entsprechenden Puffer an Produktionsmaterialien angelegt. Und wir hatten rechtzeitig unsere Kunden informiert. Nicht zuletzt fühlten wir uns sicher mit unserem Maschinenpark und der technischen Unterstützung durch Müller Martini und anderen Partnern.
 
«Wir sind vorsichtig optimistisch, was den Buchmarkt heute und in naher Zukunft betrifft. Die Menschen sind müde von den Bildschirmen, sie geniessen das Lesen von gedruckten Büchern.»
Paulius Juška
Wie sehen Sie die Entwicklung des Buchmarktes im Jahr 2021, und wie reagieren Ihre Kunden darauf?
 
Wir sind vorsichtig optimistisch, was den Buchmarkt heute und in naher Zukunft betrifft. Die Menschen sind müde von den Bildschirmen, sie geniessen das Lesen von gedruckten Büchern. Bücher haben auch eine therapeutische Wirkung – das Lesen eröffnet jedem Einzelnen von uns wunderbare Welten, die unsere Fantasie anregen und uns helfen, mit den aktuellen Herausforderungen besser zurechtzukommen.
 
In welchen Märkten ist ScandBook heute aktiv, und haben Sie Expansionspläne, um weitere europäische Märkte zu erschliessen?
 
Wir sind sehr glücklich darüber, dass wir auf den skandinavischen Märkten kontinuierlich stark vertreten sind. Die Möglichkeit, Bücher für den US-Markt zu produzieren, war eine fantastische neue Chance für uns, und es ist spannend zu sehen, wie es in Zukunft für ScandBook weitergehen wird.
 
Mit welchen Trends beschäftigen Sie sich derzeit, und wie stellen Sie Ihr Unternehmen darauf ein?
 
Selbst in den herausforderndsten Tagen des Jahres 2020 haben wir versucht, unsere Verpflichtungen gegenüber den Verlegern einzuhalten und die Service-Levels in vollem Umfang aufrechtzuerhalten. Die Verlage befinden sich in einer sehr volatilen Marktsituation, und es ist unsere Pflicht, ihnen mit allem, was uns zur Verfügung steht, zur Seite zu stehen. Auf eine kleine Druckauflagen folgt manchmal der Bedarf an schnellen Nachdrucken. Darauf haben wir uns eingestellt und reagieren sehr flexibel.
 
Kleine Druckauflagen haben generell stark zugenommen. Was ist für Sie eine Kleinauflage?
 
Wir sind vorsichtig mit den Auflagen unter 800 Exemplaren, doch die Bestellungen von 500-plus-Exemplaren haben in letzter Zeit stark zugenommen.
 
Können Sie uns etwas über das Verhältnis von Softcover und Hardcover in Ihrer Produktion sagen?

 
Wir konzentrieren uns auf die Produktion von Schwarz-Weiss-Büchern. Mehr als zwei Drittel sind Taschenbücher, der Rest entfällt auf Hardcover-Bücher.
 
Sind Sie neben dem Offsetdruck auch im Digitaldruck tätig?
 
Unsere Muttergesellschaft ScandBook AB in Falun, Schweden, verfügt über eigene Kapazitäten im Digitaldruck und produziert erfolgreich kleinere bis mittlere Auflagen. Bei ScandBook in Klaipeda erwägen wir den Einstieg in den Digitaldruck für die Produktion von Bucheinbänden und -umschlägen für kleinere Auflagen.
 
Vor welchen Herausforderungen stehen Sie im Bereich der Weiterverarbeitung?

 
Flexibilität und Geschwindigkeit sind die entscheidenden Faktoren. Wir müssen innerhalb verschiedener Formate flexibel sein und bei den immer kleiner werdenden Auflagen schnell reagieren können.
 
Sie verfügen am Standort Klaipeda über einen beachtlichen Maschinenpark für die Softcover- und Hardcover-Produktion. Können Sie uns sagen, welche Mengen an Büchern Sie allein am Standort Klaipeda pro Tag produzieren?
 
2020 produzierten wir 100'000 bis 150'000 Bücher pro Tag. Es war ein recht aktives Jahr – trotz aller Herausforderungen.
 
Wie passen Kleinauflagen in eine solche Produktionsumgebung?
 

Kleine Druckauflagen erfordern schnelle Rüstvorgänge. Einige ältere Maschinen sind dafür nicht ausgelegt, deshalb müssen wir nach Optimierungsmöglichkeiten oder Ersatzinvestitionen suchen, wenn es nötig ist.
 
Sie sind gerade dabei, Ihre Klebebindelinie Corona C12 zu modernisieren. Der erste Schritt ist die Installation eines Dreischneiders Orbit. Was versprechen Sie sich davon, und was sind die Vorteile des neuen Dreischneiders?
 
Der Dreischneider ist ein wichtiges Modul innerhalb der Klebebindelinie, die hohen Belastungen ausgesetzt ist. Er führt die letzten Schnitte aus, bevor die Buchblöcke gestapelt werden, und eine perfekte Qualität ist eine absolute Voraussetzung. Gerade am Dreischneider kann in der täglichen Praxis viel Zeit verloren gehen. Der Orbit wird die Produktivität bei uns zusätzlich erhöhen und in Zukunft eine kontinuierliche, perfekte Schnittqualität gewährleisten.
 
«Wir müssen innerhalb verschiedener Formate flexibel sein und bei den immer kleiner werdenden Auflagen schnell reagieren können.»
Paulius Juška
Warum haben Sie sich für eine schrittweise Modernisierung entschieden, und was ist im zweiten Schritt geplant?
 
Der Ansatz einer schrittweisen Modernisierung basiert auf der Tatsache, dass verschiedene Elemente in der Klebebindelinie unterschiedliche Verschleissgrade aufweisen. Da ist es wichtig, die Synchronisation zwischen den alten und den neuen Elementen zu garantieren. Hier vertrauen wir auf Müller Martini, dass das Unternehmen eine reibungslose Modernisierung der Klebebindelinie sicherstellen wird.
 
Welche Produktivitätssteigerungen erwarten Sie nach Abschluss des Projekts, und haben Sie weitere Investitionspläne in der Druckweiterverarbeitung?
 
Mit dem neuen Dreischneider Orbit erwarten wir eine erhebliche Effizienzsteigerung bei den Rüstzeiten. Die weiteren Investitionsschritte in der Druckweiterverarbeitung sind mit den Optionen im Digital- und Offsetdruck verknüpft, die ScandBook in Zukunft treffen wird.
 
 

Paulius Juška: «Kleine Druckauflagen erfordern schnelle Rüstvorgänge. Einige ältere Maschinen sind dafür nicht ausgelegt, deshalb müssen wir nach Optimierungsmöglichkeiten oder Ersatzinvestitionen suchen.»
 
Der Dreischneider Orbit wird die Produktivität bei ScandBook erhöhen und eine kontinuierliche, perfekte Schnittqualität gewährleisten.