10.10.2023 / Frank Baier

Alles möglich beim Buch

Heute ist manches Buch ein produktionstechnisches Kunststück. Buchbinder bringen das Printprodukt auf vielfältige Weise in Form.
 
Gewöhnlich sind Bücher für Herausgeber eine Frage der Kosteneffizienz, für Grafikdesigner der Werbeagentur ein Füllhorn des Fantasiereichtums und für Papierverarbeiter eine ganz eigene Anforderung. Hinsichtlich der Ausführung und Ausstattung von Büchern beweisen die Herausgeber aus Industrie und Verlagen oftmals hohe Innovationsfreude als auch Kreativität und Kompetenz. Längst nicht ohne Grund, weil die Verpackung, wie überall im Handel, eine große Rolle spielt: Editionen lassen sich am so genannten „Point of Sale“ am besten über das Titel-Cover verkaufen. Eins steht aber fest: Grundsätzlich hat das äußere Erscheinungsbild, ob es ein Hardcover oder Softcover ist, welche Haptik das Material, welche Farbgebung und Veredelung der Einband hat, wie bei anderen Konsumgütern einen hohen Stellenwert.
 
Folgende Entwicklungen beim Buch lassen sich gegenwärtig feststellen:

  1. Gestaltung in gleicher Farbgebung: Erfolgreich sind meist Bücher und Broschuren, wenn deren Inhalte, Typografie, Veredelung, Ausstattung und Format eine Einheit bilden. Beispielsweise werden Vorsatz und Nachsatz, Typografie-Elemente, Kapitalband und Lesebändchen im einheitlichen Farbton publiziert.

  2. Diverse Papiersorten in einer Edition: Mithilfe einzelner Bogenteile aus diversen, auch andersfarbigen Papieren sollen bestimmte Inhalte innerhalb eines Buches hervorgehoben werden. Typisches Beispiel dafür sind eigene Fototeile in Biografien. Jedoch ist die Weiterverarbeitung für den Buchbinder nicht einfach.

  3. Mehrere Bucheinband-Varianten: Hardcover sind preisintensiver und hochwertiger, Softcover hingegen preisgünstiger und funktionaler. Druckereibetriebe offerieren oft „Flexcover“ als „Zwischenlösung“. Klappen-Broschuren bieten mehr Platz für Informationen, Lesebändchen sind dann nicht notwendig.

  4. Veredelungen des Bucheinbandes: Keine Edition ohne originellen Bucheinband bringt Geld, z.B. mit dezenter Folienkaschierung, punktueller Lackierung oder speziellen Applikationen. Bücher müssen heute „Eyecatcher“ am „Point of Sale“ sein; ohne auf den Inhalt hinführende Veredelung funktioniert das nicht.

  5. Aufkleber auf dem Front-Cover: Ein solcher Aufkleber rechts unten hat oft eine kreisrunde Form, fällt durch eine Signalfarbe wie Gold oder Rot besonders schnell ins Auge. Das Label weist nicht selten auf eine Auszeichnung des Titels, Zertifizierung des Papiers oder Verkaufsaktivität des Verlages hin.

  6. Bücher mit Layflat-Effekt: Ursprünglich kommt die Layflat-Klebebindung aus dem Fotobuch-Bereich. Damit ist ein 180°-Aufschlagverhalten beim plan liegenden, geöffneten Buchblock absolut sicher. Wiederum ist der Layflat-Effekt mit einem Buch in Drahtkammbindung oder Fadenheftung vergleichbar.

  7. Repräsentativer Schutzumschlag: Schutzumschläge sollen das Hardcover-Buch nicht ausschließlich vor Gebrauchsspuren und vor Umwelteinflüssen schützen – sie bieten mit den Umschlagklappen auch genügend Platz für Verlagswerbung, Inhaltsangaben, Autorenporträts und ähnliche Informationen.

  8. Banderolen und Bauchbinden: Abgestimmt auf die ganzheitliche Gestaltung eines Buches, gilt auch eine Bauchbinde als „Eyecatcher“. Grafikdesign nebst Bedruckung erlauben Werbewirkung. Transparente oder farbige Banderolen als verkürzter Schutzumschlag offerieren Raum für Extra-Information.

  9. Bedrucktes Ganzleinen: Speziell im Belletristik-Genre, jedoch inzwischen auch darüber hinaus, finden sich einzelne Titel und ganze Buchreihen, Hardcover- und Softcover-Bucheinbände mit direkt bedrucktem und geprägtem Ganzleinen, die einen zusätzlichen Schutzumschlag überflüssig machen.

  10. Abgerundete Exemplare: Zusehends werden heute runde Buchrücken anstelle von geraden bevorzugt. Damit liegt das Buch bei der Lektüre angenehmer in der Hand. Abgerundete Ecken der Buchdecke sind auch z.B. bei Kinderbüchern sowie im Papeteriesortiment z.B. bei Notizbüchern verbreitet.

  11. Goldschnitt und Farbschnitt: Farbschnitt bei Büchern erlebt wieder eine Renaissance. Bislang eher von Bibeln durch den Goldschnitt bekannt, enthalten Werke diverser Genres einen Buchkantendruck, derweil mit Halbton-Bildern, der manchmal passend vom Buchblock in die Buchdecke „überläuft“.

  12. Integriertes Lesebändchen: Zusehends enthalten meistens Hardcover mindestens ein eigenes, im Buchblock integriertes, praktisches Lesebändchen. Extra-Lesezeichen braucht man also nicht. Idealerweise erscheinen Lesebändchen nebst Kapitalband, Vorsatz und Nachsatz in derselben Farbgebung.

  13. Kassetten und Schuber: Exklusive und hochwertige Editionen als auch mehrteilige Werke oder Buchreihen werden damit präsentiert, sicher aufbewahrt und solide geschützt. Eine einheitliche Gestaltung von Buchrücken und Verpackung kann das Designkonzept des gesamten Buchprojektes betonen.

  14. Hervorhebung der Nachhaltigkeit: Besonders in Klimaschutz-Zeiten betont die Buchbranche ihre Bemühungen rund um die Ressourcenschonung. Häufiger wird der Einsatz von Papieren mit FSC-Zertifizierung erwähnt. Bekanntlich ist die Branche Papier/Druck aber längst Beispiel für eine Kreislauf-Wirtschaft.


Frank Baier
Chefredaktion bindereport

10.10.2023 Frank Baier Chefredakteur «Bindereport»