08.08.2023 / Dario Schmidt

Ich bin bester Polymech-Lernender in der Schweiz

Eigentlich begann alles mit einem Witz, den ich in unserer Berufsschul-Klasse machte. Als mir meine Kollegen erzählten, welche Werkstücke sie für die Qualifikation zum GDW-Cup (der alle zwei Jahre stattfindet und junge Berufsleute wie mich fördern möchte) gefertigt hatten, spottete ich etwas und behauptete, dass ich das ganz sicher besser machen könne. Die Kollegen nahmen die Wette an – und für mich begann ein grosses Abenteuer.
 
Dass ich im Finale tatsächlich den ersten Platz erreichen würde, hätte ich mir nie träumen lassen. Bei der Rangverkündung wurden die elf Namen verlesen und nachdem mein Name beim vierten Platz immer noch nicht genannt worden war, wurde es so richtig spannend. Ich konnte es zuerst kaum glauben, dass ich auf dem ersten Platz gelandet bin. Dann war ich nur noch überglücklich. Wahnsinn, dass ich in der ganzen Schweiz nun tatsächlich der beste Polymech-Lernende im zweiten Lehrjahr bin. Ich habe riesige Freude und bin mega stolz.
 
Meine Eltern und Freunde haben sich natürlich mit mir gefreut. Ich habe sehr viele Glückwünsche erhalten, auch in meinem Lehrbetrieb bei Müller Martini in Zofingen. Dort mache ich seit zwei Jahren die vierjährige Lehre zum Polymechaniker EFZ. Nachdem ich mich entschieden hatte, beim Wettbewerb mitzumachen, hat mich mein Berufsbildner Martin Richner sehr gut unterstützt. Ich konnte viele Stunden besondere Techniken oder Verfahren üben und war am Tag vor dem Finale ganze acht Stunden an der Drehmaschine, um auch unter Druck nochmal richtig zu trainieren.
 
Einen kleinen Nachteil hatte ich, da die Drehmaschine bei Müller Martini zum Üben zwar dem gleichen Typ entspricht, wie am Finale, doch mehrere technische Features noch nicht implementiert hat. Deshalb musste ich einige Arbeitsschritte manuell ausführen und habe dadurch nicht nur mehr Zeit gebraucht, sondern musste auch äusserst exakt arbeiten. Das Drehteil, das ich für die Qualifikation innerhalb von vier Stunden herstellen musste – eine Welle mit zwei Gewindebüchsen, entstand auf der Maschine bei Müller Martini. Die Arbeit wurde abschliessend vom Berufsbildner vermessen und die Daten an die Jury geschickt. Dann mussten wir warten.
 
Als die Info über die Qualifikation fürs Finale kam, hat das meinen Ehrgeiz natürlich erst recht geweckt. Zur Vorbereitung übte ich nicht nur an der Maschine, noch schneller und genauer zu arbeiten. Ich recherchierte auch, welche Drehteile in den letzten Jahren im Finale gemacht worden waren. Davon fertigte ich selbst Zeichnungen an und baute diese Teile dann nach. So habe ich noch sehr viel dazugelernt, was mir im Finale geholfen hat.
 
Am Finaltag selbst war der Druck sehr gross. Mir hat das Arbeiten so aber sehr viel Spass gemacht. Die erste Aufregung lege sich schnell und ich war richtig im Flow. Im ersten Teil mussten wir eine Welle mit drei Hülsen und einem Linksgewinde herstellen. Hier schon der erste Schreck: Ich hatte noch nie ein Linksgewinde gedreht. Ich bin den möglichen Ablauf dann in Gedanken durchgegangen und hab mich einfach an die Arbeit gemacht. Wir hatten nur zweieinhalb Stunden Zeit. Meine Strategie war, möglichst viel zu schruppen, also schnell abzutragen, und dann beim langsameren Schlichten die Oberfläche zu glätten. Das hat gut funktioniert. Auch beim Einspannen des Teils habe ich mich richtig entschieden und hatte zum Schluss nur eine kleine Schleifspur, die etwas Punkteabzug gab.
 
Im zweiten Teil ging es um eine Serienproduktion von vier Teilen, wir hatten zwei Stunden Zeit. Da die Zeichnung in Millimeter und Zoll vermasst war, musste man zusätzlich umrechnen und die Maschine immer wieder umstellen. Ausserdem musste hier sehr exakt gearbeitet werden, denn es wurde auf zwölf Tausendstel Millimeter genau gemessen. Stellen Sie sich vor, das ist ein Drittel eines Haares. Es war sehr anspruchsvoll.
 
Erwähnen muss ich auch noch, dass das Finale an einem sehr sonnigen und deshalb heissen Tag stattfand. Die Temperaturen in der Halle mit einer Glasfassade und zehn laufenden Drehmaschinen waren so hoch, dass ich das bei der Bearbeitung des Drehteils berücksichtigen musste. Wurde das Teil beim Drehen zu heiss, legte ich es kurz zur Seite, damit es abkühlen konnte. So stellte ich sicher, dass die verlangten Masse später auch stimmten.
 
Besonders geholfen hat mir beim Finale sicher, dass wir bei Müller Martini in der Ausbildung nicht nur an Serienproduktionen arbeiten, sondern viele komplexe Teile für die Montage oder Technik bearbeiten dürfen. So musste ich von Anfang an auch für vielschichtige Aufgabenstellungen gute Lösungen finden. Ich habe in den ersten zwei Lehrjahren ausserdem gelernt, sehr konzentriert und diszipliniert arbeiten. Und ich hatte mich sehr gut auf die Teilprüfung, die jeweils am Ende des zweiten Lehrjahres ansteht, vorbereitet. Das alles hat mir geholfen.
 
Jetzt geniesse ich erstmal mein neues eBike, das ich als Gewinner geschenkt bekam, und mit dem ich regelmässig zur Arbeit nach Zofingen fahre. Der Erfolg hat mich aber auch etwas angefixt. Es reizt mich nämlich sehr, mich für die Vorauswahl der Swiss Skills, der Schweizer Berufsmeisterschaften, zu bewerben. Mal sehen, wie meine Chancen dort stehen…
 
Herzliche Grüsse,
 
Dario Schmidt
Lernender Polymechaniker bei Müller Martini,
inzwischen im dritten Lehrjahr
 
PS: Möchten Sie mehr über die Berufsbildung bei Müller Martini erfahren? Alle Infos finden Sie auf unserer Website!
 
08.08.2023 Dario Schmidt