Meilensteine

Müller Martini – seit mehr als 70 Jahren schreiben wir Geschichte

 

Was mit Karton- und Holzschachteln begann, mündete sieben Jahrzehnte später in ein einzigartiges Gesamtsystem für digitale Buchproduktion, mit der in wenigen Minuten aus einer PDF-Datei ein wunderschönes Buch entsteht. Müller Martini erkennt Markttrends frühzeitig und überzeugt die grafische Industrie weltweit dank hoher Technikkompetenz mit immer neuen Innovationen.

Die 40er Jahre - Von Karton- und Holzschachteln in Richtung grafische Industrie

Gründung der Kollektivgesellschaft Müller und Ruf in Zofingen am 1. April 1946. Nach deren Auflösung erfolgt 1947 die Gründung der Einzelfirma Hans Müller Maschinenfabrik. Im ersten Fabrikgebäude ist heute die firmeneigene Kindertagesstätte "Sonneblueme" untergebracht.

Die 50er Jahre - Die "fliegenden Heftköpfe" revolutionieren die Sammelheftung

1950 konstruiert Hans Müller den ersten Sammelhefter mit automatischen Bogenanlegern.

Vier Jahre später folgt der weltweit erste Broschüren-Sammelheft-Vollautomat BSV (4000 T/h), der Anleger, Heftmaschine und Dreischneider erstmals koppelt. Die wegweisenden "fliegenden Heftköpfe" – Hans Müllers Patent der mitlaufenden Heftköpfe, die ohne "Stop and Go" heften – kommen 1956 zum ersten Mal zum Einsatz

Der erste Klebebindeautomat für Dispersionsklebstoff, der Rotor-Binder RB-2 (3000 T/h), kommt ebenfalls 1954 auf den Markt. Das 1962 eingeführte Nachfolgemodell Rotor-Binder RB-5 leistet 5000 T/h und verarbeitet wahlweise auch Hotmelt. Vom Rotor-Binder wurden bis 1986 rund 1000 Stück hergestellt.

1955 gründen Hans Müller und Alfons Futterer mit der Grapha GmbH in Stuttgart (D die erste eigene Verkaufsgesellschaft. In England und USA übernehmen Partner den Vertrieb.

Am 19. Juni 1956 wird das Unternehmen in eine Aktiengesellschaft, die Grapha Maschinenfabrik Hans Müller AG, umgewandelt.

Die 60er Jahre - Höhere Auflagen erfordern immer leistungsfähigere Fertigungssysteme

Die Auflagenentwicklung führender Zeitschriften stellt in den 60er-Jahren immer höhere Anforderungen an die Fertigungskapazität. Als Antwort darauf wird ab 1958 die neue Sammelhefterreihe JG in drei Typen entwickelt. Die JG-Generation trägt wesentlich zur Marktführerschaft der Grapha bei: Insgesamt werden bis in die 70er-Jahre über 2000 Maschinen hergestellt. Der europäische Marktanteil für Sammelhefter beträgt über 90 Prozent.

In den 60er-Jahren nehmen die Zeitschriften stark an Umfang und Auflage zu und werden zunehmend klebegebunden. Das für Grossauflagen konstruierte Klebebindesystem Jet-Binder überspringt die 10'000-T/h-Marke.

1964 wird die Grapha AG Maschinen in Zofingen (heute Müller Martini Electronic AG) gegründet und damit der Elektronisierung der Anlagen vorausschauend Rechnung getragen. 1966 wird in Maulburg (D) mit der Maschinenfabrik Grapha GmbH (heute Müller Martini Druckmaschinen GmbH) die erste Fabrikationsgesellschaft im Ausland gegründet.

Die Grapha erwirbt 1969 die Aktienmehrheit der Martini Buchbindereimaschinenfabrik AG in Felben.

1970 wird die Maschinenfabrik Hasle AG im luzernischen Entlebuch gegründet. Die Müller Martini Maschinen & Anlagen AG ist das Kompetenzzentrum für die Blechfertigung aller Müller Martini-Anlagen und einer der modernsten blechverarbeitenden Betriebe der Schweiz.

Expandiert wird nicht nur in der Produktion, schrittweise erobert die Grapha auch die Welt mit Niederlassungen in Spanien, den USA und Frankreich.

Die 70er Jahre - Neue Quantensprünge in der Sammelheftung und Klebebindung

Mit der neuen Sammelhefter-Generation 221/235, die 1970/71 in Serie ging  und bis zu 12'000 T/h leistete, überholte Müller Martini die Mitbewerber einmal mehr. Erstmals konnte ein Kartenkleber Karten publikumswirksam an einem präzisen Ort einkleben und Warenmuster applizieren.

Der 1976 eingeführte Klebebinder Normbinder SF ist mit 18’000 T/h der schnellste Klebebinder weltweit.

Mit der Grapha-Endlos-Formulardruckmaschine stösst die Firma ab 1970 in einen weiteren Markt vor. Mit der guten Druckqualität des Nassoffset-Druckverfahrens, rasch wechselbaren Druckeinschüben, der konsequenten Modularisierung und einer Reihe Veredelungsmöglichkeiten etablieren sich Grapha-Druckmaschinen. Bald werden damit Flugtickets, Werbeschreiben, Lotterielose und vieles mehr gedruckt.

Als neue Dachgesellschaft des mittlerweile zum Konzern angewachsenen Unternehmens wird 1971 die Grapha-Holding mit Sitz in Hergiswil gegründet.

Gründung eigener Verkaufs- und Service- Niederlassungen in Grossbritannien (1971), Österreich (1973) und Japan (1974) sowie Erwerb der Handelsvertretung in Italien (1979, heute Müller Martin Italien).

Mit den immer leistungsfähigeren Rotationen steigen auch die Anforderungen an das Papierhandling. Das Geschäftsfeld der Rotationsabnahme findet 1975 mit dem ersten Stangenausleger Bundle-Stacker-Feeder seinen Anfang.

Die 80er Jahre - Effiziente Puffersysteme erhöhen die Auslastung der Rotationen

Das 1983 im Markt eingeführte PrintRoll-System nimmt pro Rolle bis zu 500 000 Zeitschriftenseiten für die Zwischenlagerung auf. FlexiRoll (1995) arbeitet mit variablem Rollendurchmesser. Beide Systeme weisen einen hohen Rationalisierungsgrad auf.

Im Bereich der Versandraum-Anlagen vereinigt das Automatische Versandraumsystem (AVS) eine ganze Reihe von Maschinen und Systemen, die den gesamten Versandprozess von der Rotation bis zum Lastwagen bewältigen. Herzstück ist ein elektronisches Leit- und Kontrollsystem.

1990 nimmt die "New York Times" in ihrem Druckzentrum Edison das weltweit erste und bis heute grösste automatisierte PrintRoll-Lagersystem in Betrieb. Auf über 1000 Rollen werden die ab Dienstag produzierten Vordrucke für die legendäre Sonntagsausgabe zwischengelagert. Dies ist einer der bedeutendsten Aufträge in der Geschichte von Müller Martini.

Mit einem Exportanteil von über 90 Prozent tritt die internationale Ausrichtung des Konzerns in den 80er-Jahren in eine neue Phase: Erwerb der Handelsvertretung in Belgien (1982, heute Müller Martini Belgien), Gründung von Niederlassungen in Schweden (1983), Kanada (1985) und Dänemark (1986).

Die 90er Jahre - Automatische Einstellsysteme sorgten für flexiblere Produktion

Auf der drupa 1990 präsentierte Müller Martini erstmals ein Selective-Binding-System für die zielgruppenspezifische Produktion von Zeitschriften und Katalogen. Auflagensplits wurden zunächst nur in den USA genutzt, sind jedoch heute aus dem Marketing-Mix weltweit nicht mehr wegzudenken.

Auf den 1. April 1991 übergibt Hans Müller den beiden Söhnen Rudolf Müller und Hans Müller-Meier die Leitung des Unternehmens.

Auch in den 90er-Jahren wird das weltweite Vertriebsnetz  in Nord- und Osteuropa, Asien und Südamerika weiter ausgebaut.

Abrundung des Maschinenportfolios mit dem Erwerb der Marktführerin für Einsteckmaschinen und das Ausrüsten von Versandräumen, der Graphic Management Association Inc. (GMA) in Allentown, USA (1992, später Muller Martini Mailroom Systems, Inc.).

Mit dem Erwerb der VBF Buchtechnologie GmbH 1998 wird der Anspruch auf ein umfassendes Portfolio der Druckweiterverarbeitung um eine weitere Komponente erweitert. Die Müller Martini Buchtechnologie GmbH in Bad Mergentheim (D) bildet heute das Kompetenzzentrum für Komplettsysteme der Hardcover-Produktion.

Ab 2000 - Eine neue Maschinengeneration auch für kleinere Stückzahlen

Müller Martini gründet weitere Niederlassungen in Portugal und Russland (2000) sowie in den Niederlanden (2001).

Im Jahr 2000 eröffnet Müller Martini im chinesischen Shenzhen ein Montagewerk. In den ersten Jahren stellt das Werk Sammelhefter und Klebebinder ausschliesslich für den chinesischen Markt her. Seit 2015 werden die dort produzierten Maschinen auch weltweit ausgeliefert.

Die Anforderungen an Druckprodukte steigen: Kleinere Auflagen, Individualität und Aktualität bei gleichzeitig niedrigen Kosten sind gefordert. Darauf antwortet Müller Martini 2004 mit der SigmaLine, einer einzigartigen Gesamtlösung für die industrielle, digitale Buchproduktion. Die SigmaLine vernetzt alle Prozesse von der Vorstufe über den Digitaldruck bis zur Weiterverarbeitung. Die vollautomatisierte Produktion ist somit in einem einzigen Arbeitsgang möglich.

Das 2007 erstmals vorgestellte Einstecksystem ProLiner ist auf den individuellen Bedarf von Zeitungsbetrieben jeder Grössenordnung ausgelegt. Es berücksichtigt komplexe Versandraumanforderungen wie Zoning, Regionalisierung, die steigende Anzahl von Vorprodukten oder Beilagen.

Der Trend zur digitalen Vernetzung einzelner Produktionsschritte setzt sich unaufhaltsam fort und CIP4 etabliert sich als Standard. Mit dem Daten- und Prozessmanagement-System Connex lassen sich sämtliche Müller Martini-Systeme – von  der Einzelmaschine bis zu komplexen Produktionslinien – mit  dem Management Informations-System (MIS) eines Kunden vernetzen.

Die an der drupa 2008 erstmals präsentierte neue Maschinengeneration von Müller Martini spannt den Bogen zwischen zahlreichen technischen Neuheiten und einem komplett überarbeiteten, modernen Design.

2009 erwirbt Müller Martini die Patente für die Rollenoffset-Druckmaschine VSOP von Drent Goebel. 2015 wird die Produktion in Maulburg (D) eingestellt und die Müller Martini Druckmaschinen GmbH in eine Servicegesellschaft umgewandelt.

Im Mai 2009 übernimmt der bisherige Delegierte des Verwaltungsrates Rudolf Müller nach 18-jähriger Tätigkeit an vorderster Front das Präsidium des Verwaltungsrats. Neuer CEO wird Bruno Müller, der bereits seit zwei Jahrzehnten in der Müller Martini-Gruppe tätig ist, unter anderem auch in den USA.

Ab 2010 - Neue Lösungen für neue Märkte

An der Ipex 2010 fällt der Startschuss für MMServices, dem globalen Dienstleistungsportfolio von Müller Martini. Das weltweit standardisierte und neu ausgebaute Life-Cycle-Management Programm bietet Kunden eine erhöhte Investitionssicherheit.

Um gemeinsam Synergien zu nutzen und den Kunden perfekte, massgeschneiderte Lösungen zu bietet, schliesst Müller Martini Kooperationsverträge mit RIMA-System und SITMA ab. Weitere strategische Partner sind Solema und MBO (in ausgewählten Märkten).

Die Buchlinie Diamant MC erobert mit Digitaltechnologie den boomenden Fotobuch-Markt.

Den hohen Anforderungen im Offset- und Digitaldruck begegnet der Klebebinder Alegro mit innovativer Motion Control-Technologie. Alle an der drupa 2012 gezeigten Systeme sind „digital ready“.

In Zofingen wird ein neues zentrales Ersatzteil-Center für die Versorgung der europäischen Märkte eingerichtet. Das neue Logistik-Center mit mehr als 110 000 Teilen garantiert eine Verfügbarkeit von mehr als 90 Prozent. 

Hans Müller, als Pionier der grafischen Branche bis ins hohe Alter eng mit dem Unternehmen verbunden, verstirbt im Alter von 96 Jahren. Der Firmengründer bleibt nicht nur als genialer Konstrukteur in Erinnerung, sondern auch als menschlicher, grossherziger Patron. Gleichzeitig unterzieht sich das Unternehmen einer Restrukturierung, um sich dem stark veränderten Marktumfeld der grafischen Branche nachhaltig anzupassen. Die Verkaufs- und Servicegesellschaften werden weltweit regional zusammengefasst. Das Unternehmen konzentriert sich auf die Kerngeschäfte PostPress und Service und übernimmt 2014 das Servicegeschäft für Heidelberg Sammelhefter und Klebebinder.

Um die Marktposition zu stärken und Kunden langfristig noch besser mit innovativen Lösungen zu bedienen, übernimmt Müller Martini 2018 das Buchbindegeschäft von Kolbus und erweitert das Produktportfolio um die Maschinen der Marke Kolbus.

Ab 2020 - Wir unterstützen die digitale Transformation unserer Kunden

Die digitale Transformation schreitet auch in der grafischen Branche voran. Müller Martini etabliert sich als Spezialist für Smart Factories, die bei Kunden weltweit erfolgreich produzieren. Wir finden für jeden Betrieb den perfekten Workflow und machen ihn fit für die digitale Welt.

Im Mai 2022 hat Firmeninhaber Rudolf Müller die Leitung des Verwaltungsrats der Müller Martini Holding AG an das langjährige VR-Mitglied Martin Wipfli übergeben. Er bleibt jedoch weiterhin Mitglied des Verwaltungsrats.

Müller Martini zündet mit Smart Services die nächste Stufe von MMServices und nutzt digitale Tools, die Kunden beispielsweise ein Zustands-Monitoring der Maschine erlauben. Das Kundenportal MPOWER mit integriertem eShop bietet den einfachen und sicheren Zugriff auf gewählte Service-Dienstleistungen.