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28.02.2024

«Jugendzeitschriften haben ein grosses Potenzial für die Leseförderung»

Von wegen Kinder und Jugendliche beschäftigen sich nur noch mit dem Handy oder Tablet und beschäftigen sich stundenlang mit TikTok-Videos! Eine neue Studie aus Deutschland («Kids-Medien-Kompass» vom Blue Ocean Entertainment Verlag) belegt: Grundschul-Kinder lesen auch gerne Zeitschriften. «Zeitschriften öffnen Bildungschancen», unterstreicht Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme bei der deutschen Stiftung Lesen, die grosse Bedeutung des Lesens von Printprodukten.
 
Von «Micky Maus» aus dem Egmont-Verlag über die von Blue Ocean Entertainment AG herausgegebene «Prinzessin Lillifee» bis hin zu «Dein Spiegel», dem Nachrichtenmagazin für Kinder aus dem Spiegel-Verlag – die Bandbreite an gedruckten Kinderzeitschriften ist riesig. Und sie haben, so Sabine Uehlein, «ein grosses Potenzial für die Leseförderung».
 
Beliebte Special-Interest-Magazine
Auch für Jugendliche sind Zeitschriften noch immer spannend. Etwa 14 Prozent von ihnen nehmen täglich oder mehrfach in der Woche ein Magazin in die Hand (JIM-Studie 2022) Dass Zeitschriften nach wie vor beliebt sind, hat gemäss der Literatur- und Publizistikwissenschaftlerin mehrere Gründe: «Kinder- und Jugendzeitschriften sind vielseitig, aktuell und niedrigschwellig. Sie enthalten verschiedene Sorten von kurz und knackig geschriebenen Texten, und sie sind bildstark. Damit sind sie leichter zu erfassen und sprechen vor allem Kinder und Jugendliche an, die sonst nicht so viel lesen. Tipp für die Eltern: Bei Kindern im Alter von etwa vier bis fünf spielt auch die Haptik – Stichwort: stärkeres Papier – eine wichtige Rolle.»
 
Sabine Uehlein ist überzeugt, dass es für jedes Kind bzw. jede(n) Jugendliche(n) die passende Zeitschrift gibt. «Tiere funktionieren im Grundschulalter immer, aber auch Sport wegen der Vorbildfunktion für die Kinder. Später kommen dann weitere Themen wie Politik oder Umwelt dazu.» Meistens handelt es sich um Special-Interest-Magazine – ein Konzept, das übrigens auch bei Erwachsenen bestens funktioniert.
 
«Junge Menschen leben ganz einfach den Medienmix»
Nicht selten lesen junge Menschen auch Zeitschriften zu Themen, die sie aus TV-Serien oder von digitalen Medien her kennen. So gibt es beispielsweise zum Computerspiel Fortnite das Magazin «Battle Royale». Und die Fernsehsendung «Sam der Feuerwehrmann» können Kinder nicht nur mit YouTube-Videos, sondern auch mit einer gleichnamigen Zeitschrift begleiten.
 
Ob digitale Medien Printprodukt beflügeln oder umgekehrt, ist laut Sabine Uehlein irrelevant. «Diese Frage stellt sich gar nicht. Junge Menschen leben ganz einfach den Medienmix. Viel wichtiger ist das Ziel: die Lesekompetenz zu fördern. Für das spätere Leben ist entscheidend, dass man Texte verstehen kann. Denn ohne Lesekompetenz versteht man Zusammenhänge nicht – und kommt im Übrigen auch bei Computerspielen nicht weiter, weil man deren Anleitung nicht versteht. Auf einen kurzen Nenner gebracht: Lesen zu können, macht einen Unterschied im Leben!»


Sabine Uehlein, Geschäftsführerin Programme bei der deutschen Stiftung Lesen
 
21 Jahre «Zeitschriften in die Schulen»
Die Stiftung Lesen ist in Deutschland eine zentrale Stütze zur Förderung der Lesekompetenz und damit bei der Vergrösserung der Bildungschancen von Jugendlichen. Um junge Menschen mit Zeitschriften zum Lesen zu motivieren, lancierte sie 2003 die bundesweite Kampagne «Zeitschriften in die Schulen». In den vergangenen 21 Jahren lieferte sie zusammen mit dem Gesamtverband Pressegroßhandel e. V. und dem Medienverband der freien Presse e. V. über 11 Millionen Zeitschriften für mehr als 6 Millionen Schüler(innen) aus. Aktuell erhalten rund 9000 Klassen an weiterführenden und beruflichen Schulen kostenlos insgesamt über 400'000 Zeitschriften. Die Lehrkräfte erhalten zudem passendes Unterrichtsmaterial, um die Zeitschriften bestmöglich zu nutzen.
 
Schirmfrau der Aktion ist Claudia Roth. Für die Staatsministerin für Kultur und Medien ist Lesen – wie sie zum 20-Jahr-Jubiläum der Aktion 2023 unterstrich – «der Schlüssel zur Bildung und gleichzeitig eine wichtige Grundkompetenz für eine lebendige Demokratie. Lesen erlaubt uns, vielfältige Quellen und Perspektiven zu erschliessen, uns eine eigene Meinung zu bilden.»
 
Neben der Aktion «Zeitschriften in die Schulen» stellt die Stiftung Lesen gemeinsam mit der BNP Paribas Stiftung Zeitschriften für Kinder und Jugendliche, die aus ihrer Heimat flüchten mussten, zur Verfügung. Denn neue Sprachen lernen sich am besten, wenn es Spass
 macht und junge Menschen in ihren eigenen Lebenswelten abgeholt werden. «Zeitschriften, die über unser Land und unsere Gesellschaft berichten, bieten den Jugendlichen Unterstützung beim Deutschlernen und Orientierung im für sie neuen Land», sagt Sabine Uehlein.
 
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